Es kann das eigene Team sein, der Freundeskreis, die Nachbarschaft oder die Sportgruppe: Facetten von Mobbing sind kein Phänomen das nur am Arbeitsplatz auftaucht.
„Mobbing“ beschreibt immer einen Konflikt, indem sich eine Person in einer schwächeren Position befindet und über einen längeren Zeitraum hinweg systematisch auf abwertende, respektlose, bis hin zur schikanierenden Art und Weise behandelt, „gemobbt“, wird.
Doch die Frage, ob es schon Mobbing ist oder „nur ein Konflikt“, ist dann zweitrangig, wenn es sich um permanent abwertendes Verhalten handelt.
Oft erzählen betroffene Personen:
- Hinter meinem Rücken wird schlecht über mich gesprochen.
- Meine Wahrnehmungsfähigkeit wird in Frage gestellt.
- Der Kontakt wird mir verweigert, Gespräche finden nicht mehr mit mir statt.
Und die Aufzählung lässt sich mühelos verlängern, man...
- verbreitet „falsche Wahrheiten“ über Sie.
- macht Sie - oder das, was Ihnen wichtig ist - vor anderen lächerlich.
- weist Ihnen sinnlose oder herabwürdigende Aufgaben zu.
- erschwert Ihnen Ihre Arbeit oder das Miteinander, durch fehlende Informationsweitergabe.
- schreibt Ihnen eine psychische Krankheit zu.
- beurteilt Ihr (Arbeits-)Verhalten in falscher und kränkender Weise.
Die Mobber:innen befinden sich dabei in einer Machtposition – vor allem informell.
Es werden Koalitionen gebildet und so wird der Kreis mit der Zeit größer; Menschen, die Ihnen bisher wohlwollend und sympathisch begegnet sind werden beeinflusst und das Verhalten Ihnen gegenüber ändert sich offen oder subtil. Denn es gilt:
„Der Feind meines Freundes ist mein Feind“.
Sich gegen eine mächtigere Person oder Gruppe zu stellen hieße somit gleichzeitig, sich einer vermeintlich „schwächeren“ Person zugehörig zu zählen. Das eigene Ansehen, das eigene Netzwerk, die eigene Macht würde dann geschwächt.
Der Mobbingkreis wird auf diese Weise immer größer, offensiver und sichtbarer. Und das häufig, obwohl die betroffene Person zu einer bestimmten Situation oder Sache nie persönlich befragt wurde.
Der „Trichter der Wahrnehmung“ tut dann sein Übriges.
- Vielleicht sind es die eigenen, anderen Wertvorstellungen die mit dem Angriff auf die andere Person verteidigt werden („Wie kann man nur so ...“ Wie der schon wieder aussieht.“ „Wie die ihren Platz eingerichtet hat...“
- Vielleicht sind es eigene, unklare, nicht befriedigte Wünsche und Bedürfnisse, die in der gemobbten Person gesehen und aus Eifersucht bekämpft werden. (Mal nicht perfekt sein müssen. Einfach mal irgendwie aussehen dürfen. Sich so einrichten, wie es einfach praktisch ist und nicht am allgemeinen Geschmack orientiert.)
Doch - egal von wem und aus welchen Gründen - wenn in abwertender Weise mit einem Menschen umgegangen wird zeugt es von mangelndem Respekt und fehlender innerer Stärke.
So gäbe es zum Thema Mobbing noch viele Facetten aufzuführen, viel zu schreiben, zu klären, zu differenzieren.
Doch eines kann ausnahmslos festgehalten werden:
Wer Menschen willentlich schlechtmacht, in psychische Bedrängung bringt, wer eine Person diffamiert, wer dazu andere noch auf seine Seite zieht – der handelt aus einem nicht gereiften Erwachsenenanteil heraus.
Mobber:innen handeln aus einem unreifen und sich selbst nicht bejahenden Persönlichkeitsanteil heraus.
Denn, nur wer sich kongruent, stimmig, klar und anerkennend in sich selbst fühlt, kann anderen Menschen auch so begegnen. Kann gelassen andere sein lassen, auch, wenn sie nicht konform mit eigenen Erwartungen, Normen und Regeln gehen.
Fazit 1
Bevor Sie sich vielleicht auf eine ausgrenzende Seite ziehen lassen oder bemerken, dass Sie eine andere Person immer wieder herabsetzten, lächerlich machen (wollen), hören Sie Ihrer inneren Stimme genau zu; sie zu verstehen ist eine Chance persönlich zu wachsen.
Fazit 2
Wenn Sie sich selbst von Mobbing betroffen fühlen, machen Sie sich bewusst wie es in Ihren Peinigern ausschauen kann. Zeigen Sie bei aller Verletztheit und Ohnmacht, Verständnis für den inneren Kampf, der in den "Angreifern" offensichtlich ausgefochten wird. So schräg es sich auch anfühlt. So hilfreich ist es dazu, sich innerlich zu distanzieren. Und neue Umgangsmöglichkeiten zu erkennen.
Und vergrößern Sie Ihr eigenes Netzwerk – auf der Basis eines offenen, wertschätzenden Miteinanders.